Burg und Schloss Český Krumlov (Krumau)
Burg und das Schloss Český Krumlov (Böhmisch Krumau/ Krumau) gehört, durch sein architektonisches Niveau, die kulturelle Tradition und Ausmaße zu den bedeutendsten Baudenkmälern Mitteleuropas. In der Grundrissgestaltung, der Materialzusammensetzung, der Innengestaltung und der architektonischen Details wird die Bauentwicklung vom 14. bis zum 19. Jahrhundert in eimaliger Art dokumentiert.
Der monumentale Komplex der Burg und des Schlosses Český Krumlov liegt auf einem langgestreckten hohen Felsvorsprung, von Süden vom Fluß Vltava (Moldau) und auf der nördlichen Seiten von Fluss Polečnice umflossen. Burg und Schloss ragen stolz über der bürgerlichen Renaissance- und Barockarchitektur der anliegenden Stadt empor. Die Stadt mit der erhaben wirkenden St. Veitskirche dominiert zusammen mit dem Komplex der Burg und des Schlosses die ganze Umgebung. Wie eine wertvolle Perle liegt die Stadt Český Krumlov in einem Talkessel, im Norden vom Massiv des Blanský les, im Süden und im Westen von dem hügeligen Terrain des Vorgebirges der Šumava (Böhmerwald) umgeben.
Das Schlossareal ist eines der größten in Mitteleuropa. Es umfaßt vierzig Gebäude und Paläste, die sich um fünf Schlosshöfe reihen und auf sieben Hektar Schlossgarten verteilt sind. In der Grundrissdgestaltung des Schlosses Český Krumlov sind die Ausmaße und die Lokalisierung der einzelnen Höfe und Objekte zu sehen. Zur Zeit sind die I. Schlossbesichtigungstrasse und II. Schlossbesichtigungstrasse mit authentisch eingerichteten Interieuren aus dem 16., 18. und 19. Jh., der Zylinderschlossturm mit dem Aussichtsumgang, das einzigartige Schlosstheater, das Schlosslapidarium, die Internationale Galerie des keramischen Schaffens in den sog. Wenzels-Kellern, die Galerie der tschechischen Kultur im Butterkeller und thematische Ausstellungen aus Schlossdepositaren in den Gebäuden des Butterfasses und im Säulensaal zugänglich.
Das Areal des Schlosses in Český Krumlov betritt man von Osten von der Straße Latrán. Durch das Rote Tor kommt man auf den I. Schlosshof des Schlosses Český Krumlov, Tummelplatz genannt. Links vom Roten Tor befindet sich die ehemalige Apotheke (Schloss Nr. 46 – Die Neue Apotheke), das Nebengebäude ist der ehemalige Pferdestall – heute der Säulensaal (Schloß Nr. 232 – Pferdeställe) und die alte Burggrafschaft (Schloß Nr. 58 – Die alte Burggrafschaft), wo der höchste Beamte und Burgverwalter seinen Sitz hatte. Rechts von dem Roten Tor befindet sich der ehemalige Salzstadel (Schloss Nr. 57 – Der Salzstadel), das ehemalige gotische Salzlager. Es folgen die Gebäude der ursprünglichen alten Apotheke (Schloß Nr. 66 – Die Alte Apotheke), des Eislagers und der Schmiede. Eines von den Hauptgebäuden der rechten Schlosshofseite ist das Gebäude der ehemaligen herrschaftlichen Brauerei (Schloß Nr. 65 – Bierbrauerei).
In selben Gebäude war später die fürstliche Molkerei, wo auch Käse produziert wurde. Es folgt das Gebäude des ehemaligen Spitals (Schloss Nr. 184 – Das Spital) und am Ende des ersten Schloßhofes steht ein Häuschen, in dem der herrschaftliche Büchsenmacher lebte (Schloss Nr. 64). Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der große Kutschenschuppen aus dem 18. Jahrhundert, der im ursprünglichen Umfang erhalten geblieben ist. Im Zentrum des Schlosshofes ist ein kleiner Park mit altem Baumbestand. In der Mitte steht ein Steinbrunnen aus dem 16. Jahrhundert (Brunnen auf dem I. Schloßhof des Schlosses Český Krumlov).
Der Weg ins Schloss geht weiter über die Steinbrücke, die an der Stelle der ehemaligen hölzernen Zugbrücke gebaut wurde. Die Brücke verzieren die Statuen der Jungfrau Maria und des Hl. Josef. Die Brücke wölbt sich über den Burggraben (Bärengraben auf dem Schloß Český Krumlov), in dem seit dem 16. Jahrhundert Bären gehalten werden. Durch den Durchgang mit dem Mauerwerk und mit dem Wappen des Schwarzenberger Geschlechts in der Spitze betritt man den II. Schlosshof des Schlosses Český Krumlov, das Areal der sog. Unteren Burg. Hier dominiert der Wohnpalast mit dem Turm, “die Kleine Burg” genannt (Schloss Nr. 59 – Die Kleine Burg). Dies ist der älteste Teil des ganzen Schlosskomplexes.
Der Schlossturm (Schloß Nr. 59 – Schloßturm) war ursprünglich gotisch, aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, und im Jahre 1591 wurde er im Renaissancestil umgebaut. Auf der nördlichen Seite des Schlosshofes befindet sich die neue Burggrafschaft (Schloss Nr. 59 – Die Neue Burggrafschaft), wo sich heute eine große Schlossbibliothek befindet (Schlossbibliothek in Český Krumlov). Im Nordflügel der Neuen Burggrafschaft hat das Staatliche Regionalarchiv Třeboň, Filiale Český Krumlov, seinen Sitz. Daneben ist der ursprüngliche Treppenturm, das Butterfass (Schloß Nr. 59 – Butterkeller), wo Butter verarbeitet wurde.
Auf der südlichen Seite des II. Schlosshofes befindet sich das Gebäude der ehemaligen Münze (Schloss Nr. 59 – Münze). Das Zentrum des II. Schlosshofes belebt ein weiteres Werk eines Steinmetz – der Schlossbrunnen (Brunnen auf dem II. Schlosshof des Schlosses Český Krumlov). Durch den steil ansteigenden Gang aus den Jahren 1574 – 1575 (der Gang, der den II. und III. Schlosshof des Schlosses Český Krumlov verbindet) führt der Weg zu der oberen Burg (Schloss Nr. 59 – Die Obere Burg), die einen umfangreichen Gebäudekomplex um den III. Schlosshof und IV. Schlosshof bildet.
Die Renaissancemalereien an den Fassaden beider Schlosshöfe, die mythologische Szenen aus der griechischen und römischen Geschichte darstellen, sind das Werk des Rosenberger Hofmalers Gabriel de Blonde. Das Interieur dieses Schlossteiles wurde für die Besucher in zwei Besichtigungstrassen zugänglich gemacht. Der Weg führt weiter in den Durchgang hinter dem IV. Schlosshof des Schlosses Český Krumlov, wo sich der Eingang in das Labyrinth der Wenzel-Keller befindet (Keller des IV. Schlosshofes des Schlosses Český Krumlov), von denen ein Teil zur Zeit als Exposition der Agentur des tschechischen keramischen Designs zugänglich ist.
Über die mehrgeschossige Mantelbrücke kommt man zum V. Schlosshof, wo das Gebäude des Schlosstheaters steht Es handelt sich um das am vollständigsten erhaltene Barocktheater in der Welt. Der Weg führt weiter am sog. Renaissancehaus vorbei (Schloss Nr. 177 – Das sog. Renaissancehaus) und steigt nach rechts bergauf zu der Winterschlossreitschule (Schloss Nr. 178 – Schlossreitschule) und geradeaus zum Haupteingang des Schlossgartens.
Der Schlossgarten in Český Krumlov hat die Form eines langgestreckten Rechtecks mit den Ausmaßen von 750 x 150 m. Er liegt auf einer Anhöhe mit drei unterschiedlichen Höhenniveaus. Die Dominante des Gartens ist die Kaskadenfontäne mit Plastiken, die Wassergötter und Allegorien der Jahreszeiten darstellen. Inmitten des Gartens steht das reizvolle Rokokolustschloss Bellarie. Gegenüber dem Lustschloss befindet sich die Konstruktion des sog. drehbaren Zuschauerraumes, einer Theaterszene in der Natur. Der Weg geht entlang der Längsachse des Gartens, er führt an dem hölzernen Musikpavillon vorbei, an dessen Ende sich ein malerischer kleiner See mit einer kleinen Insel befindet.
Die ursprünglich gotische Burg wurde vor dem Jahre 1250 gegründet von den Herren von Krumau, einem der Zweige des mächtigen Hauses der Witigonen mit dem Wappen der fünfblättrigen Rose. Nachdem die Herren von Krumau im Jahre 1302 ausgestorben waren, erbten Verwandte die Burg – die Rosenberger. Das Haus Rosenberg hatte hier seinen Sitz bis zum Jahre 1602. Mit ihrem Namen und drei Jahrhunderten ihrer Regierung ist die Zeit der größten Blüte der Burg und der Stadt verbunden. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts bekam die Burg die Gestalt einer monumentalen und prunkvollen Renaissanceresidenz. Zu dieser Zeit waren die Herrscher des Rosenberger Dominiums führende Persönlichkeiten des böhmischen Adels, gebildete Humanisten, Mäzene der Kultur und Kunst, fähige Politiker, die die höchsten Ämter im Königreich Böhmen ausübten.
Im Jahre 1602 kaufte die Krumauer Herrschaft Kaiser Rudolf II. von Habsburg. Kaiser Ferdinand II. von Habsburg widmete dann den königlichen Besitz dem Fürsten Johann Ulrich von Eggenberg, dem Vertreter eines österreichischen Fürstengeschlechts. Erst in der dritten Generation dieses Geschlechts machte sich Johann Christian I. von Eggenberg darum verdient, daaa seit den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts das wirtschaftliche und künstlerische Leben und die Bautätigkeit hier intensiver wurden und das Schloss Český Krumlov von der provinziellen Rückständigkeit, wirtschaftlichen und künstlerischen Stagnation während des dreißigjährigen Krieges befreit wurde.
Johann Christian I. von Eggenberg hat aus Český Krumlov einen repräsentativen Barocksitz gemacht. Die Eggenberger sind ohne Nachkommen im Jahre 1719 ausgestorben, und nach Krumlov kam eine neue Dynastie -das Fürstenhaus von Schwarzenberg. Schon in der zweiten Generation dieses Geschlechts trat die schöpferische Persönlichkeit des Joseph Adam zu Schwarzenberg hervor.
Der tüchtige Unternehmer und große Kunstliebhaber machte sich um den großzügigen Umbau des Schlossareals verdient. Durch die Neigung zur Kultur der Kaiserresidenz in Wien wurde die Baurealisation und das Kulturleben im Schloss um Kulturanregungen von europäischer Bedeutung bereichert. Schon am Ende des 18. Jahrhunderts und dann besonders im 19. Jahrhundert setzte eine lange künstlerische und ökonomische Stagnation ein. Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts verlor das Schloss Český Krumlov die Rolle des Hauptsitzes des Zweiges der Schwarzenberger aus Krumlov und Hluboká. Im 20. Jahrhundert wurde es nicht einmal regelmäßig bewohnt.
Im Jahre 1947 wurde der Schwarzenberger Besitz einschl. Český Krumlov in das tschechische Landesvermögen übertragen. Nach der Aufhebung der Landesordnung ging er im Jahre 1950 in den Besitz des Tschechoslowakischen Staates über.