Strakonice
Die ehem. Kreisstadt Strakonice liegt in nordwestlichem Teil des südböhmischen Bezirkes, am Zusammenlauf der Flüsse Otava und Volyňka. Strakonice liegt 52 km von České Budějovice, 89 km von Pilsen und 116 km von Prag entfernt. Die verschiedenartige Architektur der Stadt ist durch zahlreiche Gebäude in unterschiedlichen Baustilen gekennzeichnet. Zu den bedeutendsten Bauwerken gehören das Gebäude der Tschechischen Sparkasse mit Sgraffitoverzierung, die mittelalterlichen Fleischbänke, die Mariensäule oder die Denkmäler von Meister Jan Hus und Antonín Renner.
Auf dem malerischen, von der Stadt durch den ehemaligen Mühlgraben getrennten Palacký-Platz steht die Kirche der hl. Margarita. Als Dominante der Stadt zeigt sich jedoch die Strakonitzer Burg aus dem 13. Jahrhundert, die das Museum von mittlerem Flussgebiet Otava, Šmidingerbibliothek und Grund-Kunstschule beherbergt. Zu den weiteren Besonderheiten gehören Velké Dudy (Großer Dudelsack) und die Stonehenge-Replik von Ing. Pavel Pavel. Sportliche Betätigung sind im Schwimm- und Eisstadion möglich.
Die Stadt ist durch das internationale Dudelsackpfeifer-Festival bekannt. Es fand zum ersten Mal im Jahr 1967 anlässlich des 600. Jubiläums der Stadtgründung statt. Von weiteren Veranstaltungen seien genannt: Bluegrass-Show Jamboree (Mai), nationale Majorettenmeisterschaft (August) oder Rumpálování (Haspeln) – historische Stadtfeierlichkeiten (August). Durch die Stadt verläuft die Route des die Geschichte von Strakonice und die Natur der Stadt und Umgebung erklärenden Lehrpfades Podskalí.
Geschichte
Am Zusammenfluss von Volyňka und golführender Otava entstand aus vier Gemeinden die Stadt der Dudelsackpfeifer Strakonice. Zahlreiche archeologische Funde berichten über die Besiedlung dieses Ortes in der prähistorischen Zeit. Seitem wechselten sich hier viele Kulturen ab. Ergebnisse der Forschung befinden sich im Museum des mittleren Otavagebietes. Als Erinnerung an die letzte slawische Besiedlung blieben nur Überreste der Burgstätten und Sandablagerungen nach dem Goldwaschen erhalten. Die mittelalterliche Geschichte der Stadt ist eng mit der Geschichte der Burg verbunden. Die Burg wurde in dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts vom Geschlecht der Bavor gegründet. Die ersten schriftlichen Belege über Strakonice stammen aus dem Jahre 1235.
Einen Teil der Burg schenkte die Familie Bavor 1243 dem Malteserritterorden. Seitdem wurde Strakonice für sieben Jahrzehnte Wirkungsstätte der Malteserritter und für fast 150 Jahre zum Ort des Zusammenlebens der weltlichen und kirchlichen Macht in einem Burgsitz. Ihre beiden Wappen – der Bavor-Pfeil und das Malteserritterkreuz – sind Symbole der Stadtflagge. 1402 gelangte die Burg in den Besitz der Johanniter (Malteserritter). Das Burgareal wurde schrittweise umgebaut und renoviert, zu finden sind hier Bauelemente verschiedener architektonischen Stile. Ihre Bauentwicklung wurde 1714 – 1721 mit dem barocken Anbau beendet. 1367 erteilte Bavor IV. der Stadt Strakonice Stadtprivilegien. Strakonice blieb jedoch immer eine Untertanenstadt.
Das beweist auch die Bausubstanz der Stadt, wo vergebens regelmäßige Straßen zu suchen sind. Deutlich sind hier Merkmale der ehemaligen Untertanenstadt, die schrittweise durch Verbindung von vier kleineren Gemeinden entstand. Ein wichtiges Stadtprivileg war das Brauen. In Strakonice finden sich Spuren der Bierherstellung seit 1649. Die Strakonitzer Brauerei bietet seitdem ihren Kunden die Biermarken Nektar und Dudák. Belege über die Geschichte des Gebietes seit der ersten urzeitlichen Besiedlung, hussitische Kriege, das Mittelalter, das 18. und 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, befinden sich im Museum des mittleren Otavagebietes mit dem Sitz im Burgareal.
Wirtschaft
In Strakonice hat vor allem die Textil- und Maschinenbauindustrie Tradition, sowie das Bierbrauen (Bürgerbräu Strakonice, AG). Die Textilindustrie ist durch die Fezko AG, die im Jahr 1812 mit der berühmten Fezproduktion begonnen hat, vertreten. Es wurden hier auch Baretts und weitere Kopfbedeckungen, Decken, Strickwaren und Wollstoffe produziert. Heutzutage werden hauptsächlich Autotextilien produziert. Die Firma besitzt die Tochtergesellschaft Tonak AG und im Jahr 2005 gründete sie die Tochtergesellschaft Fezko Slovakia GmbH in Žilina. ČZ oder auch Česká zbrojovka (Tschechische Waffenfabrik) wurde im Jahr 1919 unter dem ursprünglichem Namen Jihočeská zbrojovka (Südböhmische Waffenfabrik) gegründet. Am Anfang produzierte sie nur Pistolen und Luftgewehre, später auch automatische Waffen.
Seit 1929 produzierte die Firma Fahrräder und seit 1932 auch Motorräder, die den größten Ruhm in 50. und 60. Jahren erreicht haben. Im Jahr 1946 wurde das Unternehmen verstaatlicht und die Waffenproduktion eingestellt. In den 80-er Jahren kam es zur Drosselung der Motorradproduktion und Firma konzentrierte sich auf die Produktion von Ketten, Geräten, Formen, Abgüssen und Bearbeitungsmaschinen zur Herstellung von Autokomponenten – bes. Getriebekästen und Turbolader. Die Metal Progres Strakonice GmbH befasst sich mit der Produktion und Bearbeitung von mittelgroßen Produkten aus leichten Legierungen unter hohem Druck, die vor allem für Automobilindustrie – Elektrotechnische und Möbelindustrie bestimmt sind.